In kurzen Videoclips formulieren Schüler*innen und Lehrkräfte das, was für sie im Leben wichtig ist… Familie, Anerkennung, Gesundheit, Freizeit... im Angesicht der Krisenerfahrungen im Frühjahr 2024 klingt manches davon eher nach Wunsch als Wirklichkeit. Die städtische Carl-von-Ossietzky-Mittelschule liegt im Nürnberger Süden am Rand des Stadtteils St. Leonhard. Die sozialen Herausforderungen des Stadtviertels machen auch die Schulsozialarbeit an dieser Mittelschule zu einer besonderen Aufgabe. Seit Jahren arbeiten wir als BRÜCKE-KÖPRÜ immer wieder in Projekten mit dem türkeistämmigen Sozialpädagogen der Schule Cüneyt Uslurak zusammen. Auf seine Anfrage, ein interreligiöses Fastenbrechen zu begleiten, entstand im Frühjahr 2024 dieses Projekt. Es knüpft an Material an, das wir im Rahmen des interreligiösen Jugendprojekts SEGEN! während der Corona-Zeit entwickelt hatten: Im Zentrum stand dabei die Idee, dass die verschiedenen Feste der Religionen in aller ihrer Unterschiedlich einen gemeinsamen Wunsch zum Ausdruck bringen. Folgendes Zitat aus dem Elternbrief der Schule bringt das zum Ausdruck:
„Wir wünschen für ein glückliches Leben und gutes Zusammenleben! Als „Schule ohne Rassismus/ Schule mit Courage“ ist uns das besonders wichtig! Als Schulfamilie laden wir am Donnerstag, 21. März ab 18 Uhr gemeinsam mit dem Elternbeirat die Schüler*innen der Klassen 8 und 9 samt ihren Familien zu einem besonderen Abendessen in die Aula ein. Wir beginnen um 18 Uhr mit gemeinsamem Programm und essen dann ab 18.30 Uhr. Die wichtigsten Feste der abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam liegen im Frühling 2024 nahe beieinander: die christliche Fastenzeit und Ostern (14.02.- 31.03. 2024), der islamische Fastenmonat Ramadan (11.03. - 10.04.2024) und das jüdische Pessach-Fest (22.04. - 30.04.2024). In allen Religionen gehört der bewusste Umgang mit Essen und Trinken dazu. Lasst uns an einem Abend in dieser besonderen Zeit alle zusammenkommen und miteinander essen. Dabei ist auch Raum zum Teilen, was Dir und mir wichtig in unseren verschiedenen Religionen ist. Menschen jeder Religion oder auch ohne Religion sind dabei herzlich willkommen. Wir bitten alle: bitte bringt etwas für das Buffet mit, gerne etwas Leckeres aus Eurer ganz besonderen kulturellen Tradition, von A wie Avokado-Dipp bis Z wie Zigara Böreǧi… DANKE!
Als BRÜCKE-Mitarbeiter war ich, Thomas Amberg, dabei im Vorfeld Ansprechpartner vor allem für die inhaltliche Gestaltung und hatte didaktische Impulse für interessierte Lehrkräfte vorbereitet. Etwa 50 Jugendlichen und Eltern folgten schließlich der Einladung zum interreligiösen Fastenbrechen. Seitens BRÜCKE waren wir ich in Begleitung der jungen muslimischen Pädagogin und Theologin Mukaddes Sarɪ vor Ort dabei. Als christlich-muslimisches Team versuchten wir dialogisch auf der Bühne der Aula die Impulse der eingespielten Videoclips aufzunehmen und mit persönlichen Gedanken zu Fastenzeit und Ramadan zu verbinden. Verbindender Zielgedanke im Dialog war dabei das Wort „SEGEN“ als gute Kraft von Gott, auch dann, „wenn nicht alles gut ist im Leben und in unserer Welt“. Als Zeichen dieser Ermutigung erhielten alle eine Postkarte, auf der dieses Wort in vielen verschiedenen Sprachen graphisch ansprechend gedruckt ist. Eine Minute der Stille (die wider Erwarten wirklich still war!) mit der Einladung zum persönlichem Gebet stand am Übergang zu einem bunten „Buffet Surpríse“ aus mitgebrachten Speisen und Gerichten, die Schüler*innen der 9. KIassen am Nachmittag in der Schulküche gekocht hatten. Ein gelungenes Fest. Danke, das wir das begleiten durften!
Besonderen Dank an Monika Schwenk und Joakim Agathagelidis von der Schulleitung, Schul-sozialpädagoge Cüneyt Uslurak, die engagierten Lehrkräfte und den Elternbeirat. Die Postkarte ist gegen eine geringe Gebühr über BRÜCKE-KÖPRÜ in beliebiger Stückzahl bestellbar. Weitere Eindrücke des Abends im angehängten Video!